Nicht sehen trennt von den Dingen, nicht hören trennt von den Menschen.

– Immanuel Kant –

Auditiv-Verbale Therapie

Was ist die Auditiv-Verbale Therapie (AVT)?

Dieser Auditiv-Verbale Ansatz ist ein hoch spezialisiertes, explizit für Kinder mit Hörbeeinträchtigung und deren Familien/Bezugspersonen entwickeltes frühes Interventionsprogramm. Die Auditiv-Verbale Therapie (AVT) konnte sich auf Grundlage der Arbeit von Medizinern, Physikern und Praktikern seit den späten 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickeln. Auch die Bedeutung von Eltern-Programmen wurde bereits in dieser Zeit erkannt.

AVT nutzt das aktive Zuhören (Ausbildung des auditiven Cortex) als die natürliche und damit effektivste Modalität für die Entwicklung der lautsprachlichen Kommunikation. Eltern/Bezugspersonen werden von Anfang an in den therapeutischen Prozess nicht nur einbezogen, sondern sind die eigentlichen Adressaten der therapeutischen Intervention.

Jede therapeutische Sitzung basiert auf dem Spiel des Kindes. Sie haben Spaß während die Eltern/Bezugspersonen Strategien und Techniken durch eigenes TUN im Spiel mit den Kindern unter therapeutischem Coaching erwerben und anwenden, um diese dann im Alltag umzusetzen. Sie lernen u.a. eine reiche vollständige Sprache in der Kommunikation mit ihren Kindern anzuwenden, Kommunikationsanlässe zu erkennen, zu nutzen und zu schaffen sowie die Umwelt unter dem Aspekt des Hörens positiv zu gestalten ( z.B.Störschall reduzieren, Nähe herstellen). Dadurch ermöglichen sie ihren Kindern, Lautsprache auf dem natürlichem Weg – durch HÖREN – zu erwerben.

Die Eltern lernen Strategien und Techniken nicht durch Beobachtung, sondern durch eigenes TUN im Spiel mit den Kindern unter therapeutischem Coaching.

Kinder, deren Eltern viel mit ihnen sprechen, verfügen über eine größere sprachliche Kompetenz.

AVT unterscheidet sich von anderen möglichen Ansätzen in folgenden Punkten:

 

  • AVT richtet sich auf die Entwicklung des auditiven Cortex (nicht auf visuelle Zeichen)
  • AVT nutzt die Ressourcen der kindlichen neuronalen Entwicklung und die Rolle der Eltern.
  • Es gibt einen schmalen Zugang, der ermöglicht das Gehirn als „hörendes Gehirn“ zu entwickeln. AVT nutzt den Zugang zur Plastizität des Gehirns in den ersten 3,5 Lebensjahren.
  • AVT richtet sich auf das Begleiten, Unterstützen und Coachen der Eltern und Bezugspersonen um AV-Strategien und Techniken im Alltag einzusetzen. Jede Aktivität, jedes Spiel bietet die Gelegenheit zur Entwicklung des auditiven Cortex und somit zur Entwicklung von Hören und Sprechen.
  • AVT ist ein frühes Interventionsprogramm.
  • AVT unterstützt die sozial-emotionale und kognitive Entwicklung
  • AVT wird von speziell ausgebildeten Fachleuten angeboten. Im Anschluss an eine mehrjährige berufsbegleitende Ausbildung zum AV-Therapeuten arbeiten diese gebunden an Leitlinien und Prinzipien, die kontinuierlich auf ihre Wirksamkeit überprüft werden.

Weitere Informationen

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Prinzipien der AVT

Die folgenden Prinzipien, die im Januar 2006 durch die A.G.Bell Academy for Listening and Spoken Language® in Anlehnung an Doreen Pollack (1970) formuliert wurden, bilden die Grundlage des Auditiv-Verbalen Ansatzes für praktizierende AV-Therapeuten.

  1. Sich Einsetzen für die frühe Diagnose der Hörstörung Neugeborener, Kleinkinder und Kinder gefolgt von sofortiger audiologischer Versorgung und Auditiv-Verbaler Therapie.
  2. Empfehlung sofortiger Versorgung mit geeigneter Hör-Technologie auf dem neuesten Entwicklungsstand, um optimalen Nutzen aus der auditiven Stimulation zu ziehen.
  3. Elternbegleitung, -beratung und -anleitung mit dem Ziel, ihrem Kind zu helfen, Hören als die primäre Sinnesmodalität zur Sprachentwicklung zu nutzen ohne den Gebrauch der Gebärdensprache oder vorwiegendes Absehen vom Mund.
  4. Elternbegleitung, -beratung und -anleitung mit dem Ziel, die zentralen Förderer im Prozess der Hör- und Sprachentwicklung ihres Kindes zu werden durch regelmäßige aktive Teilnahme an individualisierten Sitzungen Auditiv-Verbaler Therapie.
  5. Gestaltung eines Umfeldes, welches das Hören für den Lautspracherwerb unterstützt durch und während täglicher/alltäglicher Aktivitäten des Kindes.
  6. Elternbegleitung, -beratung und -anleitung um dem Kind zu helfen, Hören und Sprechen in alle Bereiche seines Lebens zu integrieren.
  7. Begleitung, Anleitung und Unterstützung der Eltern, sich im Umgang mit dem Kind an natürlichen Entwicklungsmustern des Hörens, Sprechens, der Sprache, Kognition und Kommunikation zu orientieren.
  8. Begleitung, Beratung und Anleitung der Eltern, dem Kind zu helfen, seine Lautsprache durch Hören zu kontrollieren.
  9. Formale und informelle Status-, Verlaufs- und Zieldiagnostik zur Entwicklung individueller Auditiv-Verbaler Behandlungspläne, um die Effektivität der Behandlung für das Kind und seine Familie zu gewährleisten (zu kontrollieren, zu verbessern und zu evaluieren).
  10. Förderung des Besuchs allgemeiner Kindergärten und Schulen gemeinsam mit hörenden Kindern, unterstützt durch angemessene integrative Maßnahmen.

Die Bezeichnung “Eltern” umfasst alle engen Bezugspersonen des Kindes, wie Großeltern, Verwandte, Tagesmutter etc.

Wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Auditiv-Verbale Therapie

Nach einer offenen, umfassenden Beratung über alle therapeutischen Ansätze für die Förderung eines Kindes mit Hörschädigung liegt es einzig und allein bei der Familie, sich für den auditiv-verbalen Ansatz zu entscheiden. Folgende Voraussetzungen müssen gewährleistet sein, damit die Therapie gelingen kann. Dabei handelt es sich um einen Prozess, der in Zusammenarbeit von Therapeuten und Eltern und weiteren beteiligten Fachkräften gestaltet wird:

Es muss eine präzise Diagnostik mit anschließender bestmöglicher technischer Versorgung mit Hörgeräten und/oder Cochlear Implantaten erfolgen. Die Eltern müssen den Wunsch haben, dass ihr Kind lautsprachlich kommunizieren lernt. Die Familie des Kindes nimmt aktiv an den regelmäßigen Therapiesitzungen teil und setzt das Erlernte in der täglichen Praxis um.

Ein wesentlicher Punkt für den erfolgreichen Verlauf der Therapie ist die Entwicklung eines Vertrauensverhältnisses zwischen Therapeut und Eltern. Der AV-Therapeut muss über die entsprechenden fachlichen und persönlichen Kompetenzen verfügen, die Therapie mit der jeweiligen Familie durchzuführen.

Code of Ethics
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